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Frühstück im Hotel, nein danke!

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20 August 2013

Wenn man beruflich viel unterwegs ist lernt man eine Menge Hotels kennen, gute wie schlechte, laute, unbequeme, protzige, vermuffte und hypermoderne, das lernt man mit der Zeit, alles teilnahmslos hinzunehmen, ist ja eh meistens nur für eine Nacht.

Aber es gibt etwas, was ich von Anbeginn gehasst habe und das ist das Frühstück im Hotel. Lieber erst mal los und dann irgendwo einen schnellen Kaffee, das muss reichen. Und das sage ich nicht einmal wegen der horrenden Preise, die in den Hotels für das inzwischen allgemein übliche Frühstücksbuffet gefordert werden. Da gibt es viele Gründe:

Es fängt schon (gerade in amerikanischen Hotels) mit Schlange-Stehen an, man darf sich ja nicht einfach an irgendeinen Tisch setzen, sondern muss warten, bis man zu einem Tisch geleitet wird (wait to be seated). Während die Uhr dem ersten morgendlichen Termin immer näher tickt, verknappt sich in gleichem Masse die eigentlich eingeplante Zeit zum Frühstücken. Der Tag hat noch nicht richtig angefangen und schon macht sich Stress breit.

Auch die Frühstücksräume: meistens hell wie eine Bahnhofshalle, oft auch genauso groß, da gibt es keine Chance, unzähligen Mitmenschen zu entgehen, dabei finde ich, dass ein schönes Frühstück zwangsläufig eine doch eher intime Veranstaltung ist.

Man ist umgeben von meist unausgeschlafenen bleichen Gesichtern, selten sieht man fröhliche Mienen und beim Frühstück wird vor allem schonungslos klar, wer zu wem gehört. Hatte man am Vortag am Strand oder am pool noch gezweifelt, zu wem die süße Blondine gehört, nun wird es offensichtlich, tatsächlich zu dem glatzköpfigen Kugelbauch mit dem Schnauzer, der heute morgen klar bessere Laune hat als sie. Tochter? Wohl kaum, Ehefrau, unwahrscheinlich, Sekretärin, Geliebte? Könnte sein, der Besitzerstolz in seinen Augen lässt das eher vermuten.

Anders als beim Abendessen bringt kein Kellner aus der Küche apetitlich und optisch geschickt arrangierte Teller an den Tisch, sondern jeder Gast lädt sich selbst seinen Teller voll, kein Zweifel, da treffen sich Leute, die offenbar seit Tagen nichts mehr gegessen haben, die die ohnehin meist kleinen Frühstücksteller eher auf maximale Beladung testen denn auf delikate Geschmackskombinationen.

Schon der beißende Geruch von gebratenem Speck attackiert meinen morgendlich sensiblen Magen. Fettiger Räucherlachs, getoppt von rohen Zwiebelringen, eigentlich eine tödlich-explosive Mischung, wird gelassen zum Tisch getragen. Gewagte Kompositionen von süß und sauer, heiß und kalt, Hauptsache der Teller ist optimal beladen, ist das Futterneid? Evtl. alles weg bei einem zweiten Nachschlag?

Egal was aufgeladen wird, die keineswegs dekorative Verwendung von Backpflaumen verrät die weite Verbreitung von Verdauungsproblemen. Und so wird man ungefragt in das Privatleben völlig fremder Menschen hineingezogen.

Kellner gibt es kaum, die einzige Aufgabe, der sie liebevoll nachgehen, scheint das ungefragte Verteilen der Rechnungen zu sein, aber dennoch ein schüchterner Versuch: Ich will doch nur einen Kaffee und einen Croissant! Das kann doch nicht so schwer sein! „Croissants sind leider aus, aber Rührei mit Würstchen sind die Spezialität des Hauses" sagt der Kellner, mit dem erprobt wissenden Gesichtsausruck eines Menschen, der genau weiß, dass er nun große Begeisterung auslöst. Nun lässt sich der Fluchtreflex kaum noch unterdrücken, nix wie raus, zudem drängt die Zeit, irgendwann gibt es ja Abendessen…. evtl. sogar ein paar Kekse bei der ersten Besprechung? Die Hoffnung bleibt. Ich haste raus, vorbei an halbvollen Tellern und ganz leeren Tischen, die Augen waren dann doch größer als der Mund, nur die Backpflaumen sind weg.

Und deswegen meide ich Hotels mit der Werbung: „Reichhaltiges Frühstücksbüffet".

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