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Mein Kampf gegen Vorurteile

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16 Mai 2013

Dass man sich als Deutscher auf Mallorca besonders wohl fühlen kann bedarf wohl keiner Beweisführung. Dennoch hört man trotz aller Begeisterung gelegentlich Klagen von Deutschen, die mit dem Seufzer enden: „Die Spanier sind halt anders' und dann resignierend: „In Deutschland wäre das nicht passiert.'

Was hat man nicht alles über die Jahre hinweg „den Spaniern' unterstellt (natürlich mit dem angenehmen und erwünschten Nebeneffekt, dass man gleich erklären konnte, wie man es viel besser macht)! Dabei handelt es sich um nichts anderes als um echte Vorurteile, Stereotypen, die unreflektiert über Generationen weiter transportiert wurden. Dabei lassen sie sich mit eindeutigen Fakten widerlegen, wie zum Beispiel:

1. Spanier sind korrupt

Natürlich gibt es gerade in Mallorca eine Vielzahl von Korruptionsfällen, da wurde bei einer Lokalpolitikerin eine Kakaodose gefunden, im Garten vergraben, Inhalt: 250.000 Euro in bar. Ein ehemaliger Ministerpräsident steht vor Gericht und selbst Mitglieder des Königshauses geraten in den Dunstkreis der Korruption.

Aber mal ehrlich, das sind doch alles Kleinigkeiten im Vergleich zu Deutschland! Davor müssen wir uns wirklich nicht verstecken. Ein Vorstandsmitglied der bayerischen Landesbank, einer staatlichen Bank also, hat sich mit satten 44 Millionen € bestechen lassen und dafür sogar freiwillig eine Freiheitsstrafe von 8 ½ Jahren akzeptiert. Schon vom Betrag her liegen wir also in Deutschland Lichtjahre vorne.

2. Spanier sind unzuverlässig

Na klar, der Handwerker hier ist nicht immer pünktlich und nicht jede Zusage kann man auf die Goldwaage legen.

Aber derzeit brechen wir in Deutschland sämtliche Rekorde, nicht nur was Termine, sondern was auch die Einhaltung von Kostenrahmen angeht: Wollen wir mal die Termins- und Kostenüberschreitungen bei Stuttgart 21, Flughafen Berlin und Elb-Philharmonie in Hamburg zusammenzählen? Da wirkt der Skandal um den Kongresspalast in Palma doch kleinlich und banal.

3. Spanier denken nur an Fiesta

Natürlich feiert man in Spanien gern, aber wenn man genauer hinschaut, sind die Sperrzeiten drastisch reduziert worden, gerade in den Kneipenvierteln. Hier ist um 24 Uhr draußen Feierabend und drinnen darf gerade mal bis 2 Uhr weiter gefeiert werden.

Na da kommen Sie einmal nach Berlin, dort gibt es keine Sperrstunde und man kann rund um die Uhr feiern und selbst im bankengeprägten Frankfurt geht es bis 5 Uhr morgens.

4. Spanier betrügen ahnungslose Deutsche

Das ist eigentlich mein Lieblings-Vorurteil. Jeder würde die Geschichte glauben, in der ein gutmütiger Deutscher, der sich mit seinen Ersparnissen hier ein Haus kaufen will von einem trickreichen und hinterlistigen Mallorquiner übers Ohr gehauen wird.

Es mag diese Ausnahmen geben, aber das ist in meiner Praxis noch nie vorgekommen, sehr wohl aber der absolute Regelfall, dass Deutsche selbstverständlich Deutsche betrügen. Das ist der absolute Regelfall, und wenn ein Deutscher hier vor Gericht klagt, dann meistens gegen einen anderen Deutschen.

Ich denke es ist höchste Zeit, dass wir Deutschen aufhören, uns ständig als Besserwisser und Lehrmeister aufzuspielen. Natürlich hört man gerne zu, wenn wir gelobt werden, wie diszipliniert und erfolgreich (angeblich!)'wir Deutschen' sind, aber bei genauer Betrachtung sind wir, wie man gesehen hat wirklich nicht besser als unsere spanischen Freunde, manchmal ein bisschen anders ok, aber bestimmt nicht besser.

Trotzdem eine Sache, die ich wirklich nicht verstehe: Warum tragen Spanier auch nach Einbruch der Dunkelheit und in geschlossenen Räumen so gerne eine Sonnenbrille? Und wie kann man als Mann bloß rosafarbene Hemden tragen? Irgendwie komisch oder?

Wir senden Ihnen gerne unsere aktuellen Beiträge.

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