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Residencia noch zeitgemäss?
Mal ehrlich, wer braucht eigentlich noch die „Residencia“? Ein eigentlich altmodischer Begriff, der früher einmal mit Steuern rein gar nichts zu tun hatte, sondern von seinem Ursprung her das Wohnrecht in einem fremden Land sicherte, dies in einer Zeit, in der ein gewisser Herr Franco in Spanien das Sagen hatte, EU und wie Euro undenkbar waren, in der Funktion übrigens auch als Ersatz für den Personalausweis, auf dem man seinerzeit als „Auslandsdeutscher“ (so hieß man damals) keinen Anspruch hatte (anbei meine letzte Residencia). Damals gab es weder die heute in der EU selbstverständlicher Freizügigkeit und auch kein Schengen-Abkommen, bei einer Einreise in Spanien war ein Formular auszufüllen und selbstverständlich wurde der Pass bei Ein- und Ausreise abgestempelt. Alles das gibt es nicht mehr, aber merkwürdigerweise ist die Residencia als Relikt geblieben.
Welche Funktion hat dann also eigentlich noch die Residencia? Eigentlich keine! Braucht denn ein Spanier mit festem Wohnsitz in Deutschland eine deutsche „Residencia“? Eben nicht!
Und so bleibt die Residencia als unerschütterlicher Beweis dafür, dass deren Inhaber seinen steuerlichen Wohnsitz in Spanien hat und damit vollumfänglich als spanischer Steuerbürger zu gelten hat mit allen damit verbundenen Konsequenzen, die die MZ ja schon geschildert hat. Wer tatsächlich seinen Lebensmittelpunkt und Arbeitsplatz in Spanien hat, hier mit Familie lebt, kann sich den neuen gesetzlichen Regelungen nicht entziehen, er wird sein Vermögen in Deutschland vollständig angeben müssen und darauf (u.a.) spanische Vermögensteuer zahlen müssen (die es in Deutschland gar nicht gibt).
Allerdings gibt es auch durchaus Fälle, in denen die „Residencia“ ohne zwingenden Grund beantragt wurde, denn keine spanische Behörde wird natürlich deren zwingenden Notwendigkeit prüfen, jeder neue Steuerbürger ist immer herzlich willkommen. Aber: liegt wirklich der Lebensmittelpunkt in Spanien? Hält man sich tatsächlich mehr als 183 Tage hier auf? Fragen über die sich mehr denn je lohnt nachzudenken.