Article
Mallorcas alte Flächenmaße: Cuarterada, Cuarton, Huerto, destre und palmo
Beginnen wir heute einmal mit einer ganz einfachen Frage: Wieviel Quadratmeter hat ein Hektar? (Die Lösung finden Sie irgendwo in diesem Text). Es ist immer wieder erstaunlich, wie schwer wir es uns mit Flächenmaßen tun. Wie aber sind diese Maße entstanden?
Der Meter als heute allgemeingültiges Längenmaß wurde tatsächlich irgendwann einmal erfunden, genauso wie das Rad oder die Dampfmaschine. Und so ganz richtig lange ist das auch nicht her. Die wissenschaftliche Entwicklung begann ab 1791 in Frankreich. Etwas übertrieben formuliert ist der Meter sogar ein Vorläufer des Euro, denn man hatte einfach die Nase voll davon, dass jeder europäische Kleinstaat (und davon gab es eine ganze Menge) seine eigenen Längen - und Flächenmaße hatte. Allein der sogenannte "Morgen", ein in der Landwirtschaft in ganz Deutschland übliches Flächenmaß (Ursprünglich war es die Fläche, die mit einem einscharigen Pferde - oder Ochsenpflug an einem Vormittag pflügbar war): Da gab es den preußische Morgen (2.553 qm) den württembergische Morgen (3.152 qm), den badische Morgen (3.600 qm), den hannoverschen Morgen (2.621 qm), den hessischen Morgen (2.500 qm), nicht zu vergessen das bayrische Tagwerk (3.407 qm), jeder Gaul pflügt halt anders.
Da war die Überlegung nachvollziehbar, von derart undefinierbaren Festlegungen wegzukommen (oder sich an menschlichen Gliedmaßen zu orientieren, zB Fuß, wie es in England und USA heute noch ist), sondern ein universelles nachvollziehbares System zu schaffen. Die neu zu schaffende Maßeinheit sollte dem 10.000.000- stel Teil der Entfernung vom Pol zum Äquator entsprechen. Dazu wurde am 20.05.1875 eine internationale "Meter Konvention" gegründet mit zwölf Gründungsmitgliedern, zu denen auch Spanien und Deutschland gehörten.
Mit dem Meter wurde zwangsläufig auch der Quadratmeter geboren und als Vielfaches dachte man sich den Namen "Ar" (100 qm) und "Hektar"(10.000 qm) aus. In Deutschland wurde das metrische System zuerst im Norddeutschen Bund zum 1. Januar 1872 eingeführt, Spanien folgte wenig später zum 1. Januar 1880. Und warum sollte ein Rechtsanwalt alles das wissen? Ganz einfach: Grundbücher gab es in Spanien schon über hundert Jahre früher (seit 1768), und so sind auch mallorquinische Grundbücher, gerade im ländlichen Bereich (rustica) voll mit altertümlichen Flächenbezeichnungen wie die Cuarterada, den Cuarton, Huer to, Destre oder Palmo.
Nachstehend eine Umrechnungshilfe;
Masseinheit | besteht aus | entspricht |
1 Cuarterada | 4 Cuartones | 7.103 m2 |
1 Cuartón | 4 Huertos | 1.775,75 m2 |
1 Huerto | 25 Destres | 443,94 m2 |
1 Destre | 21 palmos cuadrados | 17,75 m2 |
1 Palmo cuadrado | | 0.85 m2 |
1 Hektar | 566,12 destres | 5,65 Cuartones |
Cuarterada | 71,03 Ar | 7.103 m2 |
Leider werden spanische Grundbücher nicht aktualisiert, so dass diese alten Bezeichnungen dort noch überlebt haben. Vergleichbares gilt im Übrigen für Wegerechte, Wasserrechte oder Überfahrrechte. Dies liegt daran, dass es eine Anpassung (oder Löschung) von Amts wegen nicht gibt und so ist die Lektüre eines Grundbuchauszuges oft ein echtes Puzzle -Spiel. So kann es vorkommen, dass ein auf dem eigenen Grundstück eingetragenes Wegerecht in Wahrheit über ein Nachbargrundstück führt, aber, das ist wieder eine ganz andere Geschichte...