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Die größten Fehler der Mallorca-Auswanderer
Es ist nicht von der Hand zu weisen: Wer schon öfters im Urlaub in Mallorca war, Klima, Landschaft und Lebensqualität genossen hat, kann leicht auf den Gedanken kommen, doch einfach Mallorca zu seinem Lebensmittelpunkt zu machen und hier ein neues Leben zu beginnen. „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“, das klingt doch großartig, oder? Und wenn man dann der Familie und Freunden in Deutschland von seinen Plänen erzählt, da werden die ganz schön neidisch schauen.
Kein Wunder also, dass es sehr viele Deutsche gibt, die hier, sei es als Angestellte oder als Selbstständige, Arbeit suchen oder ein Geschäft eröffnen wollen. Eine andere Motivation ist gelegentlich auch die grundsätzliche Überlegung, in Mallorca ein “neues Leben“ beginnen zu wollen, und einfach nur weg aus Deutschland, hierfür gibt es einige, manchmal auch nachvollziehbare Gründe.
Jedoch ist es nicht ganz einfach, den gedanklichen Sprung vom faulenzenden Urlauber zum Angestellten oder Unternehmer zu machen und Arbeit ist nun mal Arbeit, da ändert auch der Arbeitsort Mallorca nichts dran. Aber das ist nicht das einzige Missverständnis. Viele denken viel zu blauäugig: emotionale Begeisterung überdeckt strategische und vor allem finanzielle Überlegungen.
Mein Beruf bringt es mit sich, dass genau solche “ Auswanderer” mir mit glänzenden Augen von ihren Plänen und gesicherter beruflicher Zukunft in Mallorca berichten, weil sie zudem davon überzeugt sind, eine überaus überzeugende Geschäftsidee zu haben.
Es gibt also eine Menge Gründe, die wichtigsten Fragen anzusprechen, die sich in diesem Zusammenhang eigentlich jedem stellen müssten:
Wer in Mallorca mit einer Geschäftsidee neu starten will, muss (mindestens) drei wichtige Kriterien erfüllen:
- er muss genug Geld in der Tasche haben, um auch möglicherweise ein Jahr ohne jeglichen Gewinn leben zu können,
- er muss die spanische Sprache beherrschen,
- Es sollte auf keinen Fall an ein Geschäft denken, das sich ausschließlich an Deutsche richtet. Leider denken viele, Touristen und deutsche Residenten würden schon eine auskömmliche Kundschaft darstellen. Richtig ist aber, man wird hier nur dann erfolgreich sein können, wenn man die lokale Bevölkerung (immerhin ca. 950.000 Menschen) einbezieht, mit den gerade mal ca. 30.000 Deutschen generiert man nur eine sehr überschaubare Nachfrage.
Zudem sollte man sich vorher auf der Insel umschauen. Leider sind die Geschäftsmodelle deutscher Auswanderer oft sehr ähnlich, also bitte nicht noch ein Fitnessstudio, nicht noch eine Yogaschule und nicht noch ein Café für Deutsche, alles das gibt es hier zuhauf und braucht kein Mensch, auch mit einer Wurstbude mit der Spezialität Currywurst wird man hier, außer in Sommermonaten an der Playa de Palma, keinen Erfolg haben.
Hierzu ein Beispiel: In der größten und meistbesuchte Markthalle in Palma, dem „Mercat de Olivar, ganz in der Nähe meines Büros, hatte vor einiger Zeit ein neuer Stand aufgemacht mit Grillwürsten aller Art, unter einem Namen, der wohl witzig klingen sollte, den ich leider vergessen habe, alles in Rot gehalten, die Mitarbeiter mit roten Schürzen und Kappen, marketing-mäßig und optisch eigentlich sehr gelungen, aber: Ausländer kommen hier überwiegend nur als Touristen und zum Fotografieren der Fischstände her, ansonsten dominiert hier, anders an den Stränden in Mallorca, die lokale Bevölkerung. Ergebnis: Ich habe nie jemanden gesehen, der da was gekauft hat und nach paar Monaten war der Stand verschwunden. Hier liegt eine weitere Fehleinschätzung: wenn in Deutschland eine Curry-Wurst in einer Papp-Schale mit einer Industriesauce großen Anklang findet, müsste das doch eigentlich in Mallorca genauso sein, oder? Unbeirrbar steckt in vielen Köpfen die irrige Vorstellung, dass irgendein in Deutschland verbreitetes und beliebtes Produkt in Mallorca noch “fehle”.
Man sollte auch mit dem geplanten Geschäft über eine gewisse Berufserfahrung verfügen, die gerade im gastronomischen Bereich unabdingbar ist. Ich denke dabei an einen Zahnarzt, der nach Scheidung nun mit seiner neuen Freundin unbedingt eine Strandbar in Ibiza eröffnen wollte, das geht (und ging) vorhersehbar schief, jetzt bohrt er wieder in Düsseldorf.
Viele Auswanderer wollen gleich zu Anfang klotzen, dabei ist klein und bescheiden die richtige Entscheidung, man kann später immer noch wachsen, wenn der Laden mal läuft.
Es gibt die durchaus verbreitete Vorstellung, „Hoppla, jetzt komme ich aus Deutschland und zeige mal den Spaniern, wie man das richtig macht…“, keine gute Idee und genau damit sind schon viele gescheitert. Spanien ist anders!
Sorgen Sie von Anfang an für eine solide rechtliche und steuerliche Beratung, z.B. die Vorstellung Schwarzarbeit sei in Spanien selbstverständlich und an der Tagesordnung ist definitiv falsch: Wenn man erwischt wird zahlt man extrem hohe Bußgelder.
Grundsätzlich ist die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit in Spanien unkompliziert, wie überall innerhalb der EU. Man muss nur dort aufpassen, wo behördliche Voraussetzung zu erfüllen, bzw. Prüfungen oder Titel nachzuweisen sind, hier sollte man sich rechtzeitig informieren.
Es gibt einen kleinen Trost für den Fall, dass alles schief geht. Man kann es immer noch ins Fernsehen schaffen in eine der verbreiteten Auswanderersendungen, wo man tatsächlich trotz eines eklatanten Misserfolges (eventuell sogar gerade deshalb) eine hohe Aufmerksamkeitsquote erzielen kann. Das kann man dann noch weiterspinnen und sich anschließend in die bereits bereitstehende Verwertungskette der Fernsehsender weiterreichen lassen, denn nun ist man ja “prominent” oder gar ein „Star“, (ich kennen keine andere Sprache, wo diese Begriffe so inflationär verwendet werden) und da gibt es interessante weitere Verwendungsmöglichkeiten.
Und hier ein letzter Trost: Man sollte keinesfalls die Brücken nach Deutschland gänzlich abbrechen, das Leben kann sich schnell ändern und man sollte nicht allzu enttäuscht sein, wenn man irgendwann mal feststellt, dass Mallorca als Urlaubsort großartig ist aber man doch sein Geld lieber in Deutschland verdienen möchte.